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Treiben im Leben Treiben im Leben

Wie wir treiben im Leben,
fassen wir jeden Halt,
der uns gegeben.
Doch reicht uns der Einsicht Strohhalm nicht,
ist nicht was massiveres in Sicht?
Ein Floss ist es, was uns entspricht.
Was kleineres?
Nein, das reicht uns nicht!
Nach dem Sinn des Bildes willst du fragen?
Nun, es sind die Ideologien, die uns tragen.

So treiben wir in unserem Strom,
zu willig schon, der Masse nie entflohn,
lassen uns auf einer Insel tragen,
haben uns sogar noch zu beklagen,
ob der Tristesse an nebligen Tagen.
Dann platzt uns schon mal der Kragen!

Die Ertrinkenden, von unsrer Insel weggewischt,
werden doch nicht etwa rausgefischt,
nein, die Insel hat nen Zaun.
Der Herr, wird sie dann schon anschaun.
Werden wir des Sterbens doch gewahr,
so schauerts die gute Seele zwar.
Doch Zweifel? Rasch weggewischt,
ein „Sachzwang“ wird uns aufgetischt,
es schon aus Rechtecken zischt,
der Zaun wird demnächst aufgerüst!

Die Frucht des Nachbarn Die Frucht des Nachbarn

Schon seit Jahr und Tag werken wir auf unseren Ländern und in jenen unserer Freunde. Doch unsere Freundschaft wird den Ansprüchen des Begriffs nicht gerecht; immer auf uns selbst bedacht, bauen wir einen Zaun, während wir des Nachbars Früchte klaun. Dabei sind wir äusserst selbstgerecht; ist der Nachbar doch nur ein Knecht!

Haben wir die erschlichne Frucht ‚raffiniert‘, mit reichlich Pomp ausstaffiert, so wird sie uns und unsern Freunden präsentiert. Zum Verzehr oder reichlichen Gebrauch, leisten wir uns das Ding dann auch. Wachsen bei uns die Früchte doch nicht nur am Baum, sondern auch am Gartenzaun! Dies geschieht zwar nicht direkt, sie werden uns vielmehr hingestreckt. Nicht ganz freiwillig zwar, bietet sie unser Nachbar reichlich dar. Will er doch auch das Gut erhalten, dass wir so sorglos gestalten. Nur bleibt die Technik hier im Westen, unsere Freunde laben sich an den Resten.

Schweiz auf Reisen Schweiz auf Reisen

In Prag im Restaurant zu sitzen und wie ein König zu speisen ist für einen in der Schweiz eher bescheiden lebenden Studenten ein besonderes Vergnügen.
Dabei von ebenfalls Reisenden auf die Herkunft angesprochen zu werden dagegen schon weniger. Nicht wegen Unlust am kulturellen Austausch mit Nachbarn – in Prag traf ich zwei äusserst glückliche Italiener – sondern wegen der gedanklichen Krise, die ein solches Gespräch auslösen kann. Die Schweiz, das heisse Frieden, wurde unser Land gelobt; so viele Sprachen seien dort friedlich vereinigt. Ja, die Schweiz, das sei die Zukunft Europas.
Verdienen wir diese Auszeichnung?
Stimmt, hier leben vier Sprachen in unzähligen Dialekten. Doch was tun wir zu deren Erhaltung? Eine, die kleine ist fast schon ausgelöscht. Die andere, die Feine fast schon zubetoniert durch die Chalets der Alten und Reichen. Beide sind sie bedroht durch die verbreiteste, die in ihrer Eigenart nur hier gesprochen wird. Wohl auch deshalb neigen die Sprecher dieser Mehrheit zur Igelmentalität, zur Nabelschau auf den heroischen Kampf gegen alles Fremde. Dass das den Zweiten nicht gefallen kann, erkennt der Beobachter auch daran, dass dieses Volk das grösste kaum verstehen kann.
Weshalb leben sie dann mit uns zusammen? Wohl vor allem, weils geschichtlich halt so kam, der Aristrokratenpoker hier nicht ganz aufging und deshalb vor hundertfünfzig Jahren ein bürgerliches Land entstand.
Doch müssten sie heute erst wählen müssten die Deutschschweizer sich wohl nicht mit der Minderheit quälen. Doch was sagt das über das friedliche Vorbild aus, dass unser Land in der Welt abgibt?
Dass wir uns zu bemühen haben, dass wir den Graben zuzuschütten haben, der zwischen den Sprachen dieses Landes besteht. Eine ist wohl schon verloren; zerflogen in der Zeit, eher als Leiche als als Sprache noch auf Papier gebannt. Doch um die Verständigung unter den übrigen, den Weltsprachen müssen wir ringen. Gelingt uns die Partnerschaft, so können wir Europa tatsächlich den Frieden bringen. Überlassen wir das Land aber weiterhin der ignoranten Kapitalistenclique aus Zürich, so dürfen wir uns nicht wundern, dass wir Schön Volle Pulle und mit freyem Willen im Teufelskreis des Hasses blochen!

Feindbilder Feindbilder

In Zürich Bus zu fahren, kann zu tiefen Einsichten führen. Besonders, wenn es sich bei den Mitfahrenden um ein begütertes Ehepaar im besten Alter handelt.
Erblickte der Herr doch in bedrohlicher Nähe seiner Gattin eine Wespe. Um seine Ruhe war es geschehen. Nach einem kurzen Diskurs über das Gefährdungspotential des kleinen Eindringlings – der seinerseits verzweifelt einen Ausweg aus der Klarsichtfalle suchte – schritt der resolute Herr, mit einem Papiertaschentuch bewaffnet, zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung. Der Versuch, den Störefried zu liquidieren schlug fehl; das Tier flüchtete in meine Richtung, um sich auf dem Fenster neben meinem Kopf niederzulassen.
Als ich das verwirrte Flugtier nun meinerseits musterte, konnte ich feststellen, dass es sich bei der bösen Wespe um eine Hummel handelte. Nun sind diese Mitreisenden zwar Stachelbewehrt, aber bei dessen Einsatz für äusserste Zurückhaltung bekannt. Ich tat meine Entdeckung gut hörbar kund, die Situation schien entspannt, der vermeintliche Feind als ungefärliches Insekt enttarnt.
Doch als es das Tier nun abermals wagte, in die Nähe unseres Helden für Recht und Ordnung zu fliegen, musste ich meinen Irrtum erkennen. Der Herr, offenbar gewöhnt, von einmal erkannten Feinden nicht leichtfertig abzulassen, sah sich gezwungen, das Tier mit seinem schwebenden Jackett anzugreifen. Er hätte es wohl auch erwischt, wäre es dem Opfer nicht gelungen, durch die Dachluke des Busses zu entkommen.
Warum erzähle ich diese Geschichte?
Nun, sie zeigt die ständige Angst des wohlsituierten vor Eindringlingen, die seinen Besitz schädigen könnten. Weiter zeigt sie, dass Actio (Gefährdung durch Angreifer) und Reactio (Reaktion des vermeintlichen Opfers) in keinem Verhältnis zueinander stehen.
Als letztes und wichtigstes zeigt sie aber, dass die Enttarnung eines Feindbildes noch keineswegs zu dessen Revision führt. Einmal als Feind erkannt, immer ein Feind! Auch wenn die Analyse lediglich auf der gelb-schwarzen Zeichnung des Insekts beruhte. Schliesslich sind auch Wespen gelb-schwarz gezeichnet! Auch wenn die Hummel in ihrem ganzen Leben ihren Stachel nie einzusetzen gedachte, so bleibt sie doch eine potentielle Gefährdung (man könnte sie ja mit einer Wespe verwechseln!) und gehört liquidiert!!